Wohltuender Schlamm
16.12.2023 Der Gedanke an ein Schlammbad ist nicht gerade verlockend. Menschen mit Muskel- und Gelenkbeschwerden kann die flüssige Erde jedoch wohltuende Entlastung bringen. Der Heilschlamm wird als erhitzte Fango-Packung oder Moorbad in der Massage und Physiotherapie angewandt.

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Schlammpackungen und -bäder lindern vor allem bei Erkrankungen wie Rheuma, Arthrose oder Muskelverspannungen die Beschwerden. "Bei sogenannten Paraffin-Fango-Packungen oder Naturmoor-Anwendungen werden die Patienten meistens richtig dick eingepackt", erläutert Preibsch. Für echte Moorbäder müssen sie sogar in eine Wanne mit warmem Schlamm steigen.

Ursprünglich stammt die Fango-Methode aus Italien, das Wort "fango" bedeutet auf Deutsch Schlamm. Während dafür früher fast nur echter vulkanischer Mineralschlamm verwendet wurde, sind Fango-Packungen heute oft mit schlichtem Naturmoor gefüllt. Anwendungen mit etwa 20 bis 30 Minuten Dauer können laut Preibsch von Ärzten verschrieben werden, die Krankenkasse übernimmt dann die Kosten. Der Arzt prüfe zugleich, ob Erkrankungen wie Hautallergien, Neurodermitis oder ein instabiler Kreislauf vorliegen, die gegen eine Fango-Behandlung sprechen könnten.

Häufig wird heute laut Preibsch zum sogenannten Paraffin-Fango gegriffen. Das Naturmoor ist in diesen Schlammpackungen mit Paraffin-Öl vermischt. "Der Vorteil ist, dass sich diese Packungen sterilisieren und wiederverwenden lassen", sagt der Physiotherapeut. Deshalb gelten sie auch als preisgünstigste Variante. Die Schlammkissen werden in einem Wärmeschrank auf bis zu 60 Grad Celsius erhitzt und dann direkt auf die betroffenen Körperregionen gelegt. "Manche Patienten empfinden diese plötzliche Wärme allerdings als unangenehm", sagt Preibsch.

Bei Anwendungen mit reinem Naturmoor wird die braune Masse deshalb zunächst auf etwa 20 Grad Celsius angewärmt und dann auf einer Folie über den Körper verteilt. Danach kann die Temperatur über einen Wärmeträger langsam weiter gesteigert werden. Da das Naturmoor nach der Verwendung hart wird, muss es nach der Behandlung entsorgt werden, wie der Physiotherapeut erläutert.

Die medizinische Wirkung dieser beiden Methoden beurteilt Preibsch allerdings skeptisch. "Paraffin-Fango und Naturmoor-Anwendungen haben in erster Linie einen durchblutungsfördernden Effekt und eignen sich deshalb besonders gut, um andere Therapien wie Massagen vorzubereiten", sagt der Physiotherapeut. Echte Heilwirkungen seien mit diesen Mitteln nur sehr eingeschränkt möglich, denn schon ihre Inhaltsstoffe ließen sich oft nur schwer nachvollziehen.

Bei natürlichen Moorbädern in anerkannten Kurorten sei dieser Heileffekt dagegen in den meisten Fällen wissenschaftlich nachgewiesen, betont Preibsch. Viele Badeorte hätten sich die heilende Wirkung ihrer Moormischungen, etwa gegen rheumatische Erkrankungen oder Arthrose, amtlich verbriefen lassen. "Die Wirkung solcher Bäder, zum Beispiel eine bessere Beweglichkeit der Gelenke, hält häufig bis zu einem halben Jahr an", berichtet Preibsch.

(ddp)