Wilde Tiere im Garten
5. Die Erdkröte (Bufo bufo)
Hat jemand „eine Kröte zu schlucken“, meint der Volksmund damit, dass er sich mit etwas sehr Negativem abfinden muss. Mit einer „hässlichen Kröte“ ist ein weibliches Wesen jenseits der Laufstegbranche und mit einer „schleimigen Kröte“ ein hinterhältiger, die Tatsachen verbiegender Zeitgenosse gemeint. Vieles Unbeliebte und Hässliche wird durch eine Kröte versinnbildlicht. Zugegeben: Besonders ästhetisch sehen diese plumpen und quakenden Amphibien nicht gerade aus, dafür sind sie aber sehr nützlich im Garten. Und haben wunderschöne Augen.
Viele Menschen ekeln sich wegen ihrer warzig aussehenden Körperoberfläche. Es sind keine Warzen und schleimig fühlt sie sich auch nicht an. Schleimig sehen nur die frisch abgelegten gallertartigen, schwarzen Laichschnüre aus, die im Frühjahr an Wasserpflanzen in Teichen und Tümpeln abgelegt werden. Zwei bis drei Monate später schlüpfen dann die allseits beliebten Kaulquappen.
Die in fast allen Lebensbereichen Europas am häufigsten vorkommende Krötenart ist die bis zu 12 cm groß (Weibchen) werdende Erdkröte mit einem bräunlichen Äußeren. Die Männchen sind zahlenmäßig in der Überzahl, erreichen aber höchstens ein Drittel der weiblichen Körpergröße. Nach dem Verlassen des Winterquartiers im Waldboden beginnt etwa im März in regnerischen Nächten die Zeit der Krötenwanderung hin zu den Laichgewässern. Die Kröten sind sehr ortstreu, sie kehren ab ihrem dritten Lebensjahr zum Laichen immer zu dem Gewässer zurück, aus dem sie sich selbst einmal entwickelt haben. Aufgrund ihrer, im Vergleich zu Fröschen, recht kurzen Hinterbeine, können Kröten keine großen Sprünge vollziehen, sondern sie „schreiten“ eher gemächlich voran, was ihnen auf den Straßen meist zum Verhängnis wird. Nach erfolgter Eiablage verlassen sie die Laichgewässer wieder und begeben sich in ihr „Jagdrevier“. Kröten sind außerhalb der Laichzeit dämmerungs- und nachtaktiv, nur die 1 bis 2 cm großen braunen Jungkröten vor Eintritt der Geschlechtsreife sind tagaktiv. Die erwachsenen Kröten verbergen sich tagsüber gerne in Steinhaufen oder auf kühlen, schattigen Kellertreppen.
Kröten stehen bei sehr vielen Vögeln, besonders Störchen und Reihern, auf dem Speisezettel, aber auch bei Fuchs, Dachs, Igel und Iltis. Sie versuchen, ihre Feinde durch Sich-Aufplustern einzuschüchtern und sie sind in der Lage, aus hinter den Augen sitzenden Ohrdrüsen ein leichtes Gift abzusondern. Letzteres ist für den Menschen, aber auch für Katzen und Hunde, die wegen des für sie übel riechenden Giftsekrets meist nur ein einziges Mal versuchen, nach einer Kröte zu schnappen, ungefährlich. Zu den Beutetieren der Kröten zählen Regenwürmer, Spinnen, Asseln, Raupen, Käfer, Ameisen - und Nacktschnecken!!! Jungkröten ernähren sich von Kleininsekten wie Milben und Springschwänzen. Die Kaulquappen im Gewässer vertilgen hauptsächlich pflanzliche Nahrung wie absterbende Pflanzen, Plankton und Algen.
Entgegen landläufiger Vorurteile fressen Kröten oder Kaulquappen weder Fische, noch fressen Teichfische Kaulquappen, so dass durchaus im Gartenteich eine friedliche Koexistenz von Fischen und Kröten möglich ist. Und wenn Sie künftig bei Ihrer Gartenarbeit eine Kröte finden, so denken Sie bitte an die vielen hässlichen, schleimigen Nacktschnecken, die diese Nachtjägerin in ihrem bis zu vierzigjährigen Leben noch vertilgen kann.
ej