Falkenseer Kurier |
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Bericht aus dem ÖkogartenEin „Urwald“ entsteht am ÖkogartenAuf unserem Grundstück befindet sich an der nördlichen Grundstücksgrenze ein ca. 10m tiefes Wäldchen, angelegt von den Vornutzern, vermutlich um die helle Beleuchtung des Grenzstreifens, der sich dort einmal befand, abzumildern. Auch wurde dort wohl der jährliche Weihnachtsbaum geschlagen. Als wir 1992 das Grundstück übernahmen, war das Wäldchen kaum zu passieren, so dicht standen die Fichten und Kiefern. Die Zeiten sind längst vorbei. Nicht dass wir über die Maßen abgeholzt hätten, nein, die Bäume sind gewaltig gewachsen. Ich glaube, die Kiefern schaffen mindestens 50 cm pro Jahr. Als Folge davon verdorren die unteren Äste und brechen ab. Heute jedenfalls kann man im Wäldchen gut spazieren. Der so entstandene Freiraum wird von der Natur sofort mit Beschlag belegt, Pilze haben sich angesiedelt. Von den essbaren bisher allerdings nur der Parasol. Davon mittlerweile so viele, dass wir gar nicht alle essen können. (Sie wissen schon, panieren und in der Pfanne braten, schmeckt dann wie Kalbsschnitzel.) Unterholz breitmacht sich breit, vor allem die Traubenkirsche. Wenn meine Frau davon eine entdeckt, wird kurzer Prozess gemacht, raus damit, schließlich ist sie aus Amerika eingeschleppt und hat hier nichts zu suchen. Andere Unterhölzer werden freudig begrüßt und gehätschelt, Heckenkirsche, Berberitze und Holunder gehören dazu. Die Mahonie und die stachelige Brombeere sind schon weniger beliebt. Dann gibt es eine Anzahl von Baumsämlingen. An erster Stelle sind Eichen zu nennen. Ich kann mich nicht erinnern, dass in unserer direkten Nachbarschaft Eichen stehen. Da wir in unseren Bäumen Eichelhäher und Buntspechte haben, werden die wohl dafür sorgen, dass die Früchte auch aus größerer Entfernung zu uns gelangen. Bei der großen Zahl ist meine Frau geneigt, die meisten möglichst früh herauszureißen, sie sagt, dass es bei den langen Wurzeln später nicht mehr einfach ist. Noch habe ich sie davon abhalten können, wäre ja auch noch schöner, mit der „deutschen“ Eiche so umzuspringen. Am liebsten würde ich sie alle ausgraben und in einer kleinen Baumschule ziehen. Einige haben schon bevorzugte Plätze erhalten und gedeihen prächtig, auch wenn sie nicht so schnell wachsen wie die gemeine märkische Kiefer. Im Garten muss man Geduld haben und warten können, bis aus einer Idee und den zugehörigen Pflanzen Realität wird. Im Wald, bei den Bäumen, dauert das alles noch viel länger, und deshalb bin ich auch kein Förster, wo mir doch im Garten schon alles zu langsam geht. Obwohl, wenn ich heute die Kiefern und Birken auf dem ehemaligen Grenzstreifen und bei uns anschaue, dann sind es doch überschaubare Zeiträume. Neben den Eichen gibt es in unserem Wäldchen auch Linden-, Ahorn- und Walnusssprösslinge. Wenn ich das so sehe, wird mir klar, wie recht diejenigen haben, die sagen dass wir bei uns in der Mark und anderswo in Mitteleuropa schon bald wieder einen Urwald hätten, wenn wir Menschen nicht ständig eingreifen würden. Gerne hätten wir eine Buche in unserem Wäldchen. Die erste, die wir von einer Freundin bekamen, entpuppte sich als Flatterulme und bereichert als solche unseren „Mischwald“. Im Frühjahr haben wir dann auf einer Gartenausstellung in Potsdam einen jungen, kaum 50 cm großen Bäumling erworben aus einer Reihe von getopften Exemplaren, die eigentlich als Dekoration des Standes dienten. Glücklich verkaufte uns die Gärtnerin das gute Stück und gab ihm mit auf den Weg, dass es glücklich sein könnte nun als großer Baum heranwachsen zu können und nicht in einer Hecke zu enden. Irgendwie konnte der aber sein Glück nicht so richtig fassen und ist nicht richtig angewachsen. Ich habe ihn als undankbares Gewächs schon abgeschrieben, meine Frau aber ist guter Hoffnung, dass er sich noch berappelt und meint, kleine Blattknospen entdeckt zu haben. Manch einer braucht eben länger, um sein Glück zu fassen. Und während ich dies schreibe berichtet mir meine Frau, dass sie inzwischen im Wäldchen auch zwei eigenen Buchensprösslinge entdeckt hat, haben also die Vögel auch Bucheckern von weither herangeschleppt. Ein Lindensprössling hat es besonders gut getroffen. Ihn habe ich als Ersatz für die vom Grünflächenamt gefällte Linde, sie war stark geschädigt, vor unserem Haus als Straßenbaum eingepflanzt. Da der aber nicht so ganz gerade gewachsen war, schließlich stammte er nicht aus einer Baumschule, musste ich ihm erst einmal ein „Korsett“ verpassen und eine gewisse Zwangserziehung ergreifen. Bisher dankt die kleine Linde mir das und entwickelt sich gut. Mal sehen, wann das Grünflächenamt ihr eine Nummer verpasst oder mich auffordert, den Baum wieder zu entfernen, denn schließlich habe ich unbürokratisch gehandelt. Bleibt zum Schluss die Frage, ob unser Grundstück mit seinem Wäldchen und allem was sich darin tut und mit unserer Unterstützung verändert, unter das brandenburgische Waldgesetz fällt, oder ob die Falkenseer Baumordnung greift, ob wir nicht bei aller Liebe zu den Bäumen darauf achten sollten, dass sie nicht zu groß werden und unverrückbaren Bestandsschutz erhalten und unser „forstliches“ Handeln plötzlich eingeschränkt wird. Na ja, im Wald dauert alles ziemlich lange, und wer weiß, wie alt wir noch werden und ob dann nicht ganz andere Gesetze gelten oder das veränderte Klima nicht sowieso alles verändert, auch die Vegetation im Wald. Wolfgang Levin |
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