Glühwürmchen-Zeit
Wann haben Sie zuletzt ein Glühwürmchen gesehen? - Zumindest im Berlin Anfang des letzten Jahrhunderts müssen die Glühwürmchen, die eigentlich Käfer sind, noch recht häufig vorgekommen sein. Als musikalischer „Ohrwurm“ wurden sie in Paul Linckes Operette Lysistrata verewigt mit dem damaligen „Glühwürmchen, Glühwürmchen glimmre...“ -
Doch heutzutage glimmern die heimischen ‚Großen Leuchtkäfer’ oder ‚Johannis-Würmchen’, wie sie auch genannt werden und von denen es drei Arten gibt, kaum noch, sie sind äußerst selten geworden. Ihren Namen erhielten die 10 20 mm großen, sommerlichen Nachtschwärmer von der Fähigkeit, im Dunkeln ein intensiv fluoreszierendes Leuchten abzugeben. Biolumineszenz nennt man dieses Phänomen. Bei zwei Arten besitzen nur die Weibchen diese leuchtfähigen Hinterleiber. Die allesamt flugunfähigen Weibchen sitzen in lauen Sommernächten im Gras oder auf Brennnesseln, während die Männchen in wenigen Metern Höhe, die glimmenden Weibchen suchend, Grasflächen abfliegen und sich dann zielgenau auf das Leuchtsignal fallen lassen. Die Männchen sterben kurz nach der Paarung und die Weibchen nach erfolgter Eiablage in der unmittelbaren Nähe. Die nach etwa einem Monat schlüpfenden Larven besitzen ebenfalls ein Leuchtorgan; dieses ist jedoch schwächer ausgeprägt als bei ausgewachsenen Käfern. Die Entwicklung vom Larven- bis zum Erwachsenenstadium dauert vier bis fünf Jahre und durchläuft mehrere Häutungsphasen. Das Leuchtstadium der Käfer, also die Paarungsphase, dauert nur etwa vier Wochen und tritt, je nach Witterung, um die Sommersonnwendezeit auf.
Als Lebensraum bevorzugen Larven und Käfer naturbelassene Waldränder, beweidete oder gemähte Wiesen und nicht zu hoch bewachsene Ruderalflächen. In nicht beweideten Brachflächen, aber auch in einer zu hell erleuchteten Umgebung, geht das Leuchten der relativ tief am Boden sitzenden Weibchen unter, weshalb sie dann von den Männchen nicht gefunden und begattet werden. Hierin und in der Isolation zu winziger verbliebener, von Nachbarpopulationen zu weit entfernter Lebensräume sind die Hauptursachen für das Verschwinden der Glühwürmchen in unserer Umwelt zu suchen. Aber auch die Vergiftung der Larven durch Agrarchemikalien bzw. die Nahrungsaufnahme von mit Giften angereicherten Beutetieren spielt eine erhebliche Rolle. Dabei müssten die Glühwurm-Larven jedem Gartenbesitzer hochwillkommen sein: Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Nackt- und Gehäuseschnecken.
Edeltraud Janz