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Wo Rudolf Virchow forschte und lehrteDas Medizinhistorische Museum in BerlinEs ist zu spüren der Sommer ist vorbei und seit dem 1. September ist, meteorologisch gesehen, Herbst. Zeit sich für bevorstehende kühle oder nasse Tage Gedanken über eventuelle Museumsbesuche zu machen. Wie wäre es mit dem schon über 100 Jahre alten Berliner Medizinhistorischen Museum (BMM) in der Charité? Im Jahre 1856 wurde der Berliner Pathologe Rudolf Virchow (1821-1902) zur Übernahme des neu geschaffenen Ordinariats für Pathologie an der Berliner Universität auf dem Gelände der Charité berufen. Das eigens für ihn errichtete Institutsgebäude konnte in den Folgejahren die durch seine ausgedehnte Sektions- und Präparationstätigkeit wachsende Sammlung von Präparaten nicht mehr aufnehmen und so begann im Jahre 1896 eine große Umbauphase der Charité mit dem Neubau des aus mehreren Häusern bestehenden Pathologischen Instituts. Den Anfang machte das fünfgeschossige Museumsgebäude, welches Virchow in dreifacher Hinsicht nutzen wollte: In den drei oberen Stockwerken plante er eine Lehr- und Studiensammlung für das Eigenstudium von Studenten und Kollegen. In den beiden unteren Etagen mit der so genannten Schausammlung, hatte die interessierte Öffentlichkeit Zutritt. Sein aufklärerischer Gedanke war, mit Hilfe derartiger Anschauungsstücke das Wissen um Gesundheit und Krankheit in der Bevölkerung in seinen Augen ein wesentlicher Bereich der menschlichen Kultur zu mehren. Im Hörsaal, in dem er 1901 seinen 80. Geburtstag feiern konnte, lehrte Virchow und stellte seinen Studenten Präparate vor. Rudolf Virchow, eröffnete das „Pathologische Museum“ im Jahre 1899. Auf 2000 Quadratmetern standen in großen gläsernen Schauvitrinen rund 23 000 Präparate beinahe aller damals bekannten Erkrankungsformen. Bis 1902 baute Virchow die weltweit größte pathologisch-anatomische Sammlung von Feucht- und Trockenpräparaten dieser Art auf. Serien gleicher Krankheitsbilder verdeutlichten unterschiedliche Ausprägungen bestimmter Leiden. Krankheitsverläufe wurden so sichtbar. Sein Ziel war es, jede damals bekannte Krankheit nicht nur mit einem typischen Präparat, sondern auch in ihrem charakteristischen Verlauf durch mehrere Organstudien zu dokumentieren. Ein beeindruckendes dreidimensionales Lehrbuch der Pathologie war entstanden. Rudolf Virchow gilt heute als eine der zentralen Gestalten in der Konzeption und Umsetzung der modernen naturwissenschaftlich orientierten Medizin. An seinem Institut arbeiteten, lehrten und lernten zahlreiche Persönlichkeiten, die im 20. Jahrhundert großen Einfluss auf die Entwicklung der Medizin nahmen. Die Nachfolger Virchows pflegten den großen Sammlungsbestand weiter, der kurz vor dem 2. Weltkrieg auf eine Höchstzahl von rund 26 000 Präparate anwuchs. Durch die Bombenschäden in den Jahren 1944/45 musste die Sammlung große Verluste hinnehmen. Eine Schätzung nach dem Krieg ergab, dass nur etwa 2 500 Objekte das Inferno überdauert hatten. Ein Dachstuhlbrand in den 1950er Jahren dezimierte die Zahl der älteren Stücke nochmals. Der Wunsch, diese Sammlung auch der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, nahm Ende der 1970er Jahre konkretere Formen an. Die ersten Schauvitrinen standen auf den Fluren des Instituts für Pathologie, im Verbindungsgang zwischen Pathologie und Museumsgebäude sowie in einigen kleineren speziell rekonstruierten Zimmern des Museumstraktes. Eine entscheidende Aufweitung erfuhr der Museumsgedanke nach der Wiedervereinigung Deutschlands in den frühen 1990er Jahren. Es wurde die Idee entwickelt, das komplette Museumshaus in seine ursprüngliche Gestalt zurück zu bauen, um es künftig als ein „Berliner Medizinhistorisches Museum“ nutzen zu können. Damit verband und verbindet sich der Anspruch, die Entwicklung der Medizin in den letzten vier Jahrhunderten im Allgemeinen am besonderen Beispiel Berlins sinn- und augenfällig zu machen. Als Schaufenster der Charité soll das Museum darüber hinaus in seinen Dauer- und Wechselausstellungen immer wieder Synthesen zwischen den historischen Wurzeln und der aktuellen medizinischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung präsentieren. Aber auch die Nutzung des Gebäudes für andere Veranstaltungen war vorgesehen. Auf diesem Weg wurden bereits einige wichtige Weichen gestellt: Im Jahre 1994 präsentierten Christo und Jeanne-Claude der Öffentlichkeit in der Ruine des ehemaligen Virchow-Hörsaals im Museum ihr Projekt der Reichstagsverhüllung. Seither wird der bewusst als Ruine konservierte Raum in vielfältiger Weise für Kunst- und Abendveranstaltungen, aber auch für mehrtägige Seminare und Produktpräsentationen genutzt. Mit Sponsorengeldern, vor allem aber mit Hilfe von Zuwendungen aus der Lotto-Stiftung konnte 1997 eine erste Rückbauphase angeschoben werden. Am 25. März 1998 eröffnete das Museum die erste Dauerausstellungsebene. Zu sehen sind dort insbesondere geordnet nach den großen Körperregionen und Organen knapp 1000 Feucht- und Trockenpräparate aus den Beständen der inzwischen wieder auf knapp 10 000 Objekte angewachsenen Virchow-Sammlung. Das hundertjährige Bestehen des Museums konnte am 27. Juni 1999 schon im eigenen Haus feierlich begangen werden. Die zweite, vorrangig für Sonderausstellungen vorgesehene, Ausstellungsebene wurde zum 100. Todestag Rudolf Virchows, am 29. August 2002 eröffnet. In dieser Etage werden die Besucher künftig durch den steten Wechsel der Sonderausstellungen spannende Einblicke in Geschichte und Gegenwart der Medizin erhalten. Dabei soll die historische Dimension der Medizin von heute und morgen neben generellen Aspekten aus der Entwicklung der medizinischen Forschung und Versorgung aufgezeigt sowie auch spezielle Themen und der Bezug auf Berlin herausgestellt werden. Das heutige Berliner Medizinische Museum gehört zur Charité. Es zeigt in seiner Dauerausstellung „Körperbilder Krankheitsbilder“ derzeit eine etwa 1000 Objekte umfassende Sammlung pathologisch-anatomischer Feucht- und Trockenpräparate sowie Instrumente, Modelle, Bücher und Grafiken aus der Geschichte der Augenheilkunde, der Zahntechnik und der Urologie. Eine interessante Sonderausstellung „Leben mit Ersatzteilen“ ist noch bis zum 25. Februar 2007 zu sehen. Sie zeigt, wie sich mit Hilfe der Medizintechnik viele körperliche Mängel korrigieren lassen und welche Körperteile schon heute austauschbar sind. Das Berliner Medizinhistorische Museum ist inzwischen zu einer weltweit nachgefragten Einrichtung seiner Art geworden. In seiner Einzigartigkeit stellt es eine besondere Attraktion der Berliner Museumslandschaft dar. Peter SiebkeDauerausstellung: Körperbilder Krankheitsbilder Sonderausstellung noch bis zum 25. Februar 2007: Leben mit Ersatzteilen Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité Campus Charité Mitte Schumannstraße 20/21 10117 Berlin Tel.: +49 (0)30 450-536156 Zugänge: Über Schumannstraße20/21 (Haupteingang, Auskunft) Über Luisenstraße (Charité-Hochhaus) Über Invalidenstraße (Robert-Koch-Platz / Hannoversche Straße) Öffnungszeiten: Mo geschlossen Di, Do, Fr, Sa, So von 10.00 bis 17.00 Uhr Mi von 10.00 bis 19.00 Uhr Eintrittspreise: Erwachsene 4,00 Euro; Gruppen ab 10 Personen 3,50 Euro pro Person Ermäßigt 2,00 Euro; Gruppen ab 10 Personen 1,50 Euro pro Person Familienkarte (2 Erwachsene, 3 Jugendliche) 8,00 Euro Altersbeschränkung: Kindern und Jugendlichen zwischen 12 bis 16 Jahren ist der Zutritt zum Museum nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten gestattet. |
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