Vom Flakbunker zum Kletterfelsen
Klettertraining in Berlin und Brandenburg
Die Sommerferien stehen vor der Tür und so mancher Kletterfreund möchte noch ein paar Trainingsstunden absolvieren, um im bevorstehenden Urlaub die geplanten Klettertouren bewältigen zu können. Und Gipfelstürmer gibt es in unserer zwar schönen, aber doch eher flachen Region nicht so wenig. Neben den beliebten Kletterhallen gibt es deshalb auch geeignete Trainingsmöglichkeiten in Form diverser sich draußen befindender Klettertürme und -anlagen.
Auch die Sektion Berlin des Deutschen Alpenvereins (DAV) hat mehrere Anlagen der verschiedensten Art. Eine Anlage ganz besonderer Art ist der ehemalige Flakbunker im Volkspark Humboldthain, dessen monströse Betonmauern der ehemaligen Flaktürme wie Monster emporragen.
Nördlich der Berliner Stadtmitte gelegen, wurde er von Oktober 1941 bis April 1942 als einer von drei Bunkern mit Flaktürmen, von denen die anderen sich im Zoologischen Garten und im Friedrichshain befanden, zusammen mit einem Leitbunker, von sowjetischen Kriegsgefangenen errichtet.
Oben waren Geschütze zur Verteidigung der Innenstadt stationiert, unten gab es siebengeschossige Bunkerräume für 15 000 Luftschutzsuchende. Bei Angriffen befanden sich dort bis zu 50 000 Berliner. Die Wände waren bis zu 2,60 und die Abschlussdecke 3,80 Meter dick.
Der Bunker wurde nach dem Krieg gesprengt und an seiner Südseite mit Schutt zu einem Berg aufgeschüttet. Von der Westseite stehen noch die heute sichtbaren zwei Türme und eine Wand.
Als 1988/89 die Parkanlage mit den Bunkerresten saniert wurde, erhielt die stehen gebliebene etwa 15 Meter hohe Wand zwischen den Flaktürmen eine Spitzbetonschicht, in die Tritte, Griffe und Haken eingebracht werden konnten. Seitdem zählt die Bunkerwand mit zu den größten künstlichen Kletteranlagen in Deutschland. Erhalten blieb jedoch die grundsätzlich glatte Struktur mit der Folge, dass die Anlage nur für fortgeschrittene Kletterer (ab dem VI. Grad) und Mitglieder des DAV geeignet ist. Auf einer Kletterfläche von 1800 Quadratmeter und einer maximalen Kletterhöhe von zwanzig Meter gibt es hundert verschiedene Routen.
Die Bunkerwand im Berliner Humboldthain befindet sich in der Brunnenstraße, in 13355 Berlin-Wedding und ist mit der S- und U-Bahn (Bahnhof Gesundbrunnen) günstig zu erreichen. Im Internet kann auf der Homepage des DAV unter www.dav-berlin.de nachgelesen werden.
Sollte schlechtes Wetter sein, so ist die nächste Kletterhalle nur 200 Meter vom Flakbunker entfernt und über den Humboldtsteg die Bahngleise überquerend leicht zu erreichen. Insgesamt gibt es in Berlin und Brandenburg rund 90 verschiedene Kletteranlagen.
Peter Siebke