Ausflugtipp - Die Spekte-Niederung
Die Spekte-Niederung gehört zu einem ausgedehnten Senkengebiet, welches sich von Falkensee im Havelland bis nach Spandau hinein erstreckt. Schon im Mittelalter wurde dieser Bereich genutzt, damals aber eher als Grünland. Die feuchten Wiesen und flachen Moore ließen eine Viehwirtschaft kaum zu. Die Spekte-Niederung beginnt am Südrand des Spandauer Forstes, „folgt“ der Berliner Stadtgrenze und knickt mit der Spektelake nach Süden ab.
Bis in die dreißiger Jahre des 20ten Jahrhunderts hinein existierte hier noch die Spekte als ein
kleiner Fluss, der in den Feuchtgebieten des Havellandes entsprang und bei Spandau in die Havel mündete. Die Urbarmachung des Havellandes in den vergangenen Jahrhunderten, sowie Grundwasserabsenkungen ließen das Flüsschen praktisch verschwinden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für den Wiederaufbau der Stadt Berlin eine enorme Menge an Sand und Kies benötigt. Der Große Spektesee - heute allgemein nur der „Kiesteich“ genannt - im Spektefeld und die in den Spektewiesen liegende Spektelake sind ehemalige Kiesteiche aus dieser Zeit. In den Jahren von 1955 bis 1965 wurde ein Teil dieser Kiesseen mit Bauschutt, Abraum aus dem Straßen- und U-Bahnbau sowie Hausabfall verfüllt.
Im Jahre 1973 begann der Bezirk Spandau von Berlin diesen Bereich zu einem Naherholungsgebiet auszubauen, wenn auch das Gebiet eher als Parkanlage gesehen wurde. Ökologische Interessen traten später stärker in den Vordergrund. Bisher gewerblich oder landwirtschaftlich genutzte oder einfach brachliegende Flächen wurden komplett umgestaltet.
Die vormals existierende Situation eines Tales sollte durch Rekultivierungsmaßnahmen in Ansätzen wieder hergestellt werden. Biotope für Pflanzen und Tiere sollten ebenso Teil der landschaftlichen Planung sein, wie der Erholungswert für die Anwohner der Umgebung. Liegewiesen, Spielplätze, Wander- und Radwege gehörten damit ebenso in das Konzept, wie Bereiche, die dem Menschen nicht zugänglich sein sollten, damit die Natur sich dort frei entfalten konnte.
Seit 1980 wurden im Spektefeld aus dem zur Verfüllung verwendeten Bauschutt Hügel errichtet, die inzwischen mit Gehölzen bewachsen sind. Im Sommer 1984 wurde das Areal um den Kiesteich fertig gestellt. Der westliche Uferbereich wurde als Überschwemmungswiese mit passenden Pflanzen für die höheren Wasserstände im Frühjahr gestaltet. Im nordwestlichen Bereich bieten Steilufer Nistplätze für Uferschwalben, während nordöstlich eine Flachwasserzone mit Unterwasserböschungen angelegt wurde. Mit dem Landschaftsprogramm von 1987 strebte Berlin die Ausweisung des Spekte-Grünzuges als Landschaftsschutzgebiet an. Vorrangig hervorgehoben wird die Entwicklung des Grabens als „Biotop mit Verbindungsfunktion für Arten der Gewässerränder“. Die gesamte Fläche soll der Grundwasseranreicherung wie auch dem Schutz des Stadtklimas dienen. Als Kaltluftentstehungsgebiet führt es mit dem Westwind frische Luft in die Innenstadt.
Noch weiter nach Westen ist, wenn auch eher als symbolische Anlehnung, das alte Fließgewässer der Spektelake wieder in die Natur modelliert worden. Der Spektegraben verbindet die Spektelake mit dem Großen Spektesee. Feuchtwiesen mit ihrer typischen Pflanzenwelt konnten hier wieder entstehen.
Nördlich der Falkenseer Chaussee schließt sich ein Areal an, dass vom Menschen so ungestört wie möglich verbleiben soll. Ziel ist eine naturnahe Flachmoorniederung mit Nass-, Feucht- und Trockenzonen in den Übergangsbereichen zu den höher gelegenen Talsandrücken.
Im Osten des Spektesees, also zwischen Zeppelinstraße und Hohenzollernring befindet sich die aktuellste, im Jahre 2003 fertig gestellte Ausbaustufe des Grünzuges. 18 Monate lang wurde hier die Landschaft neu gestaltet. Die weitläufigen Wiesen umfassen eine Fläche von rund 13 Hektar.
Noch immer ist ein durchgehender Grünzug von Spandau bis nach Falkensee (von Rathaus zu Rathaus) ein Wunschbild beider Nachbargemeinden. Der Versuch einer gemeinsamen Beteiligung an der Landesgartenschau 2009, in der Flächen mit einer Ausdehnung von über 319 Hektar zusammengeführt werden sollten, scheiterte. Oranienburg bekam den Zuschlag. Einige Lücken müssen noch geschlossen werden bis sich wirklich ein durchgehendes grünes Band zwischen Falkensee und Spandau erstreckt.
Probleme gibt es östlich des Spektesees an einem Regenauffangbecken. Ein breiterer Streifen ist notwendig, um einen nutzbaren Durchgang zu schaffen. Die benachbarten Wochenendgärtner mit befristeten Pachtverträgen wollen sich den rechtmäßigen Kündigungen nicht beugen. Da auch noch einige privaten Flächen erworben werden müssen, kann sich der geplante Ausbau noch um einige Jahre verzögern.
Etwa 20 Millionen Euro sind bis heute in die Umgestaltung des Spekte-Grünzuges als natürlich geprägten Landschaftsraum geflossen. Das Ergebnis ist ein mehr als 60 Hektar großes Parkgelände mit Platz für seltene Pflanzen und Tiere - aber auch für den erholungssuchenden Menschen.
Ralf Salecker