Der Spreewald
Ausflugtipps
Ausflugtipps
Der Spreewald
Der Spreewald, so wie wir ihn heute kennen, ist eine relativ neue, vom Menschen veränderte und geformte Landschaft. Seine ursprüngliche Gestalt entstand vor rund 20 000 Jahren während der so genannten Weichselvereisung. In diesem Bereich bildete sich ein ausgedehntes Binnendelta, ein Netz von fast 1000 Kilometern. Aus den mitgeführten Schwemmsanden entstanden im Laufe der Zeit unzählige kleine Talsandinseln so genannte Kaupen ideale Orte für eine menschliche Besiedlung in einer weitläufigen Auenlandschaft.
Schon aus der Steinzeit sind erste Besiedlungsspuren im Spreewald nachweisbar, doch erst in der Bronzezeit, seit 3400 Jahren, verändert der Mensch durch umfangreiche Rodungen die Landschaft.
Ab dem 11.Jahrhundert begannen die Menschen, den Spreewald wieder zu kolonisieren. Sie lebten von dem, was Wald, Viehwirtschaft auf den Wiesen und die Fischerei hergaben. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich der Gemüseanbau. Flämische Tuchmacher, die dort siedelten, brachten die Gurke ins Land. Ab dem 18. Jahrhundert waren dann rund drei Viertel der ursprünglichen Urwälder in Wiesen und Äcker umgewandelt. Erst dieser Eingriff schuf die bis heute existierende kleinflächige Form der Landnutzung. Ein Mosaik von Wald, extensiv genutzten Äckern und Wiesen entstand. Der Wechsel von Überflutungen und Trockenheit ließ beständig ungenutzte Brachflächen entstehen. Die Vielfältigkeit der Landschaft bot immer mehr Tieren einen Lebensraum.
Kanäle wurden errichtet, Spreearme ausgebaut und begradigt, um das Wasser aus der Niederung abzuführen und die stete Hochwassergefahr einzudämmen. Die Fließe im Spreewald waren in dieser Zeit praktisch die einzig nutzbaren Verkehrswege. Alle Güter, das Futter, Brennholz und alle Baumaterialien wurden in flachen Kähnen hierüber transportiert. Um auch während der Trockenzeiten schiffbare Fließe zu haben, wurden in den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts Polder errichtet. Mehrere Stauanlagen, quer zur Fließrichtung angelegt, regulieren den Wasserstand.
Seit den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts fließen große Wassermengen aus dem Braunkohlentagebau der Lausitz in die Spree. Bis hin in die 90er Jahre bekam der Spreewald so rund 50% mehr Wasser als vorher. Der Bau von Poldern und die Gewässerbegradigungen verringerte die Wasserrückhalteflächen von 24 000 Hektar, wie in den 30er Jahren, auf nur noch ein Drittel der Fläche. Die Schließung vieler Tagebaue, sowie die aktuelle Auffüllung der Tagebaurestlöcher mit Wasser hat die ankommenden Wassermengen deutlich absinken lassen. Die klimatische Entwicklung der Zukunft, mit erheblich geringeren Niederschlagsmengen, wird für den Spreewald das Wasserdargebot noch weiter verringern.
1991 wurde der Spreewald von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. 475 Quadratkilometer Wald-, Wiesen und Wassergebiet stehen seit dem unter besonderem Schutz.
Ein Fünftel sind heute Naturschutz- und vier Fünftel Landschaftsschutzgebiet. Die beeindruckende Artenvielfalt des Spreewalds ist eine Folge des bunten Mosaiks aus unterschiedlichen Biotoptypen (verschiedene Waldgesellschaften, Gehölze, offene Landschaften mit Äckern und Wiesen, Moore, Feucht- und Trockenbereiche und natürlich die Fließe selbst). Immer neue Pflanzen- und Tierarten, auch viele bedrohte, werden hier entdeckt. Um diese einzigartige vom Wasser abhängige Auenlandschaft zu erhalten muss das Wasser wieder länger im Gebiet gehalten werden. Im Rahmen des „Gewässerrandstreifenprojektes Spreewald“ sollen das Wasserspeichervermögen der Landschaft und die Lebensraumqualität von Fließgewässern verbessert, Niedermoorstandorte revitalisiert, sowie eine standortgerechte Bodennutzung gefördert werden. Mit einer Verbesserung der Filterwirkung des Bodens steigt gleichzeitig die Qualität des Wassers, was wiederum seltene Pflanzen und Tiere wieder heimisch werden lässt. Spezielle Förderprogramme sorgen für eine umweltverträgliche Nutzung, die den ursprünglichen Charakter der Landschaft bewahren hilft. Die naturverträgliche Landnutzung durch Vertragsnaturschutz, wie auch der ökologische Landbau mit dem Leitbild der Erhaltung und Entwicklung einer hohen Umwelt- und Lebensqualität haben den Spreewald inzwischen zur Öko-Region Nummer 1 in Deutschland gemacht. Mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden inzwischen ökologisch bewirtschaftet.
Die touristische Nutzung mit Kahnfahren, Paddeln, Radfahren und Wandern soll so entwickelt werden, dass die Kulturlandschaft des Biosphärenreservates Spreewald auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt. Empfindliche und naturschutzfachlich wertvolle Bereiche müssen so auch weiterhin ihrer freien vom Menschen ungestörten Entwicklung überlassen werden.
Ralf Salecker
Bilder: Ralf Salecker