Bericht aus dem Ökogarten - Geduldsprobe
Ja, es gibt ihn noch den Ökogarten, aus dem zu berichten mir immer eine Freude ist. Nein, nicht alles ist erfroren und die Gärtnerin an meiner Seite ist aus allen „Winterdepressionen“, in denen sie sich einen grünen Garten gar nicht mehr vorstellen konnte, längst wieder aufgetaucht und hat sich in die Gartenarbeit gestürzt, ja ist förmlich hinein gestoßen worden, weil alles, für das man üblicher Weise wochenlang Zeit hat, in diesem Frühsommer gleichzeitig bewältigt werden musste. Und wie immer ist es eine Freude und ein Staunen, der auch ich mich nicht entziehen kann, wenn alles blüht und wächst.
Nicht alles ist allerdings Gold, was glänzt. Da ist zum Beispiel unser Walnussbaum. Der will sich partout nicht als Zwitter outen und verweigert uns auch in diesem Jahr die männlichen Blüten und damit die Nüsse im Herbst. Ob das, wie man von anderen Spezies ja behauptet, auch an der Umweltbelastung liegt? Interessieren würde es mich schon, auch wenn ich kein Freund von Nüssen bin. Und alles was grünt ist auch nicht beliebt. Wie in jedem Jahr gibt es wieder das laute Klagen über den Giersch, der sich immer mehr ausbreitet. Der heißt ja auch Zipperleinskraut, aber diese Verniedlichung stößt bei meiner Frau und manch anderem Gartenfreund auf kein Verständnis. Mein Angebot, im Internet nach wirksamen Bekämpfungsmethoden zu suchen, war von wenig Erfolg belohnt. Da bin ich vor allem auf die Gierschfreunde gestoßen, die davon schwärmen, wie gesund das Gewächs sei und sich Sorge machen, er könnte ausgerottet werden. Da gibt es dann viele schmackhafte Rezepte von der Gierschsuppe bis zu mit Giersch gefüllten Tomaten. Selbst wenn das alles köstlich schmecken sollte, soviel, wie bei uns wächst, kann man gar nicht essen. Immerhin habe ich bei meinen Recherchen erfahren, dass der blühende Giersch verstärkte Verbreitung bedeutet, also mache ich mich brav auf die Suche nach Blüten und rupfe sie ab, schließlich will ich dem Dilemma nicht ganz tatenlos zusehen, und die Nachbarn freuen sich bestimmt auch. Ach, ja, auf den Kompost soll man ausgerissenen Giersch nicht tun, diese robuste Pflanze überlebt auch dort.
In diesem Frühjahr gab es noch ein anderes Ärgernis, das die Freude meiner Frau gelegentlich trübte. Die durch unseren Garten streunenden Katzen der Nachbarschaft hatten sich ausgerechnet das Gemüsebeet als Katzenklo auserkoren. Das Internet hält unter dem Suchbegriff, fremde Katzen im Garten, viele Ratschläge bereit. Als einfachste Lösung wird immer wieder angeboten, sich eine eigene Katze anzuschaffen. Ohne mich! Was also ist zu tun? Von den vielen Ratschlägen will ich mit Rücksicht auf die Katzenfreunde unter den Lesern nicht berichten und versichere gleichzeitig, dass bisher noch immer alle Katzen unseren Garten mit trockenem Fell verlassen haben. Aber erschrecken tun wir sie schon manchmal, damit sie uns in „guter“ Erinnerung behalten. Nein, das Gemüsebeet als Katzenklo ist wirklich nicht sehr appetitlich.
Immer wenn im Garten etwas Neues begonnen wird, ist Geduld angesagt. Ich spreche jetzt nicht von unserem neuen Hauptweg mit Holzhäcksel, der jetzt nach zwei Jahren fertig wird, sondern vom Einsatz von EM (effiziente Mikroorganismen) in unserem Garten. Wir hatten schon viel davon gehört und gelesen und haben uns nun entschlossen, mit der Anwendung zu beginnen. Zunächst geht es dabei vor allem um unseren Teich, der in diesem Jahr nicht klar wird. Also haben wir die Zutaten und Gerätschaften erworben und den „Zaubertrank“ mit Zuckermelasse angesetzt. Nach einer Woche habe ich dann einen Teil davon in den Teich gekippt. Also, klar ist er noch nicht geworden. Wie gesagt, bei natürlichen Vorgängen braucht man viel Geduld. Das Beimischen von EM zum Gießwasser bringt sicherlich auch erst langfristig Erfolge, wenn die Mikroorganismen sich im Boden vermehrt haben. Dann aber soll alles wunderbar werden, sogar dem vom Moos bedrängten Rasen soll es gut tun. Mal sehen, ist eben alles eine Geduldsprobe im Ökogarten.
Wolfgang Levin