Bericht aus dem Ökogarten
Natürlich muss man den Garten wässern, aber wie?
Ich bin ein vergesslicher Mensch, meint jedenfalls meine Frau. Wie gut, dass sie mich nicht für ignorant hält, denn neulich ging es wieder einmal ums Wässern im Garten, und da gab es an meinem Verhalten einiges zu bemängeln. Nicht, dass ich mich dieser Arbeit verweigert hätte!
Ich stand mit Gartenschlauch und Brause auf dem neu angelegten Hauptweg und besprühte geduldig die üppig blühenden Rabatten. Nein, sagte die Gärtnerin an meiner Seite, das ist keine sinnvolle Tätigkeit, die du da vollbringst trotz allen guten Willens deinerseits. Kurzzeitiges Wässern, immerhin bin ich eine Viertelstunde entlang der Rabatten auf- und abgewandelt, kurzzeitiges Wässern, und als solches wurde meine Tätigkeit eingestuft, ist nicht sinnvoll, ja sogar kontraproduktiv, ermahnte sie mich und zog als Beweis ein Wildkraut zwischen den Stauden heraus, um mir zu zeigen, dass die Feuchtigkeit trotz meines Wässerns nicht einmal einen Zentimeter tief in den Boden eingedrungen war. Ich sollte es eigentlich besser Wissen. Die Hauptregel lautet, gründlich wässern, aber nicht zu oft. Gründlich, das heißt mind. 10 l/m², und nicht zu oft, das heißt, etwa einmal pro Woche reicht. Um mich bzw. die Gärtnerin an meiner Seite zu zitieren, „ das ist wie mit der Erziehung, keiner darf verwöhnt und verhätschelt werden. Das schadet mehr als es langfristig nützt, weil die lieben Kleinen dann bequem werden und sich selbst nicht mehr anstrengen. Also, Pflanzen, die zu oft mit geringen Mengen gewässert werden und bei denen das Gieswasser nur wenig in den Boden eindringt, bilden nur hoch liegende Wurzeln und sind damit bei Austrocknung des Bodens erst recht gefährdet. Pflanzen brauchen möglichst tief reichende Wurzeln, damit sie auch bei vorübergehender Trockenheit überleben können.“
Und wenn dann der Boden zwischen den Pflanzen noch gemulcht ist, dann kommt es gar nicht erst zu vorübergehender Trockenheit zwischen den Bewässerungsphasen.
Die Bewässerungsregel gilt übrigens für den gesamten Garten einschl. Rasen, Bäumen und Sträuchern. Bei einem Gartenteich sollte man die Teichrandzone übrigens nicht vergessen, denn entgegen dem optischen Eindruck wird diese keineswegs von Teich mit Feuchtigkeit gespeist, da ist die Folie vor. Ein naturnaher Teich in Steppenlandschaft ist trotz vieler Seerosen wahrlich kein schöner Anblick. Und als positiver Nebeneffekt fällt beim Wässern das Auffüllen des Teiches gleich mit ab. Dass man Pflanzen in Kübeln und frisch Gesätes oder Gepflanztes häufiger Wässern muss, ist logisch und die Ausnahme von der Regel, die auch meine Frau akzeptiert.
Zum Schluss komme ich noch einmal zum als Katzenklo missbrauchten Gemüsebeet, von dem im letzten Bericht die Rede war, zurück. Ein Leser hat mir seinen Tipp verraten, den ich gerne an Sie weitergebe. Er legt auf die frisch angelegten Gemüsebeete abgeschnittenes Strauchwerk, wie es im Frühjahr im Garten anfällt. Das mögen die Katzen nicht. Er kann es später dann an Ort und Stelle gleich als Rankhilfen für Bohnen und Erbsen benutzen. Als meine Frau davon hörte, erinnerte sie sich, dass das besagte Problem in unserem Garten auch verschwand, als sie nach dem Aufgehen der Saat das Beet gemulcht hatte. Katzen mögen offensichtlich zur Verrichtung und Verscharrung ihrer Notdurft nur offenen Boden. Ich, ach nein, meine Frau sagt es ja schon immer, der Garten muss gemulcht, gemulcht und noch einmal gemulcht werden.
Wolfgang Levin