Bericht aus dem Ökogarten
Schmetterlinge im Bauch und im Garten
Als ich das erste Mal von den Schmetterlingen im Bauch hörte, konnte ich nicht so viel mit dem Bild anfangen, kannte ich doch vor allem die aufgespießten Schmetterlinge in der Biologiesammlung der Schule, und die passten irgendwie nicht so recht zu der Situation. Sicher, man kann eine Schmetterlingssammlung wie eine Briefmarkensammlung zur Besichtigung anbieten um näheren Kontakt zu Mitmenschen zubekommen, wobei das dann, wenn ich es recht verstanden habe, wieder etwas mit den Schmetterlingen im Bauch zu tun haben kann. Seit wir aber unseren Garten haben sind mir die realen Schmetterlinge natürlich ein fester Begriff. Im Garten kann man sie ja auch nicht übersehen. Es soll ja schon allein in Deutschland von den Tagfaltern (im Unterschied zu den Nachtfaltern) 200 verschiedene Arten geben. Allerdings werden es immer weniger und einige stehen schon auf der Roten Liste.
In einem abwechslungsreichen und naturnahen Garten sollen sich nach den Angaben des NABU 10 bis 30 Arten wohlfühlen. Über 10 sind es wohl nicht bei uns, meine ich, auch wenn meine Frau da anderer Ansicht ist, denn für sie ist unser Garten ausgesprochen schmetterlingsfreundlich. Sie hat auch schon einiges getan, damit sich Schmetterlinge im Garten heimisch fühlen. Die große Mehrheit der heimischen Schmetterlinge ernährt sich von Blüten. Die erwachsenen Tiere saugen Nektar. Dafür sind sie perfekt ausgestattet mit einem speziellen raffiniert einrollbaren Saugrüssel, der ausgestreckt oft länger als der restliche Körper ist. Zwischen den Schmetterlingen und den Blüten einzelner Pflanzen hat sich dabei im Laufe der Evolution eine eingespielte „Zusammenarbeit“ entwickelt. Bestimmte Pflanzen haben den Nektar sehr tief in der Blüte versteckt, der dann nur von bestimmten Schmetterlingen erreicht werden kann. Die Pflanze braucht sie als Bestäuber und bietet als „Gegenleistung“ den Nektar. Wer nun aber nur hochgezüchtete Zierpflanzen, die keinen Nektar mehr haben oder exotische Pflanzen, deren passende Schmetterlinge bei uns nicht vorkommen, im Garten hat, der darf sich nicht wundern, wenn die Falter bei ihm ausbleiben. Ausnahmen bestätigen übrigens auch hier die Regel, der Sommerflieder (Buddleja spec.), keineswegs eine heimische Pflanze, ist einer der zugkräftigsten Schmetterlingsmagneten, was sicherlich jeder schon einmal beobachtet hat.
Nun sind die richtigen Nektarpflanzen noch keineswegs Garantie für viele Schmetterlinge im Garten, man benötigt nämlich auch Fraßpflanzen für die Raupen. Schmetterlinge durchlaufen eine Entwicklung mit komplizierten Verwandlungen. Aus den
Eiern schlüpfen Raupen, die mehrere Entwicklungsphasen durchlaufen bis sie sich schließlich verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen dann am Ende des Prozesses die Schmetterlinge. Als kleine „Raupe Nimmersatt“ kann so eine Schmetterlingslarve in nur wenigen Wochen ihr Körpergewicht mehr als vertausenfachen. Für den Gärtner sind denn auch die Raupen der weniger freundliche Teil der Schmetterlinge. Fressen sie doch so manches Blatt und lassen Pflanzen kahl aussehen. Aber wer weiß schon, welch schöner Schmetterling sich hinter der gefräßigen Raupe verbirgt, die er vom Blatt abstreift um die Pflanze zu schützen. Zur Rettung der Tagfalter in unseren Gärten muss allerdings festgehalten werden, dass es sich bei den schädlichen Vielfraßen meist um die Raupen von Nachtfaltern handelt.
Bleibt festzuhalten: Wer Schmetterlinge will muss Raupen mögen.
Es gibt sehr viele Pflanzen, die den Schmetterlingen gut tun, so viele, dass sie hier nicht alle aufgeführt werden können. Zu ihnen gehören als Fraßpflanzen Ampfer, Brennnessel und Distel, alles Wildpflanzen, die meine Frau nicht so gerne im Garten sieht, aber auch Doldenblütler wie Dill u.a., Brombeere und Himbeere, Schmetterlingsblütler wie Wicke, Luzerne, Platterbse und Klee sowie Veilchen, Weißdorn und Weiden, die gern gesehen sind. Als Nektarpflanzen sind es neben dem bereits erwähnten Sommerflieder, Disteln (auch Kugel- und Edeldisteln), Herbstastern, Lavendel, Phlox und Thymian. In der Datenbank des Bundesamtes für Naturschutz, www.floraweb.de können auf einer Suchseite detaillierte Informationen zu Fraß- und Nektarpflanzen abgerufen werden.
Ja, es ist halt so, im Garten muss auch den Brennnesseln ein Platz eingeräumt werden, und sei es nur, wie bei uns, ganz hinten in der Ecke. Denn als Raupenfraß für den Admiral, das Tagpfauenauge und den kleinen Fuchs sind sie nun einmal nicht zu ersetzen, und nur auf die Brennnesseln in Nachbars Garten kann man sich auch nicht verlassen. Keiner muss es ja gleich so weit treiben wie meine Tochter, die unter dem Kopfschütteln der Schwiegereltern sich Brennnesselpflanzen in der Versandgärtnerei bestellte, um sie als Heil- und Teepflanze im Garten zu haben. Als die Brennnesseln dann schließlich doch wieder entfernt werden mussten, weil sie zu sehr wucherten und in dem kleinen Garten für sie kein Platz mehr war, bestand der Enkelsohn darauf, dass zumindest in einem Blumentopf einige überleben, als Schmetterlingsweide, denn das hatte er bei Löwenzahn im Fernsehen gelernt.
Die wunderschöne ungemähte Wiese meiner Frau ist mit ihren vielen Wildpflanzen natürlich eine Prachtschmetterlingsweide, und vielleicht gibt es deshalb doch mehr als 10 Arten bei uns im Garten. Sie sehen sich in meinen Augen bloß alle so verdammt ähnlich, viele sind irgendwie weiß, vielleicht ist es der Senfweißling, der Rapsweißling, der große oder kleine Kohlweißling, da klappt es bei mir mit dem Zählen nicht. Und, sie flattern ja auch immer so schnell fort, und anfassen soll ich sie auch nicht. Obwohl, wenn sie in der hohlen Hand so flattern, dann spürt man etwas, was sich wie die Schmetterlinge im Bauch anfühlen könnte.
Mehr über Schmetterlinge, über die vielen Arten oder selbst entdeckte Exemplare findet man unter www.schmetterling-raupe.de, und zu den Schmetterlingen im Bauch erfährt man einiges, wenn man bei Google oder einer anderen Suchmaschine eben dies als Suchbegriff eingibt. Zum Schluss will ich nicht verschweigen, dass ich mir viele Informationen von BUND und NABU geholt und sie wörtlich zitiert habe.
Wolfgang Levin