Bericht aus dem Ökogarten
Gartenhecken
Dieser Tage fand ich in unserem Briefkasten einen Prospekt, in dem Heckenpflanzen günstig angeboten wurden. Nicht, dass wir vorhätten, eine neue Hecke zu pflanzen, aber man schaut ja doch mal interessiert hinein. Oh je, war die Gärtnerin an meiner Seite da entsetzt! Da waren sie alle aufgeführt und abgebildet, die Scheinzypressen, Thujas und Kirschlorbeer. Daneben allerdings auch Eibe, Buchsbaum und Liguster, was meine Frau etwas milder stimmte. Aber wirklich in ihrem Sinne war das alles nicht, und sie erinnerte mich an die vielen Hecken aus diesen Pflanzen, die wir bei unseren Gängen durch Falkensee immer wieder gesehen und nicht für gelungen befunden hatten.
Dabei können Hecken so vielfältig, naturnah und lebendig sein, und sie sind, wenn ich es recht überlege, wesentlicher Bestandteil unserer Siedlungslandschaft. Sie können das Ortsbild positiv oder negativ beeinflussen. Und ob die Thuja- und Scheinzypressenhecken einen positiven Einfluss haben könnten, damit muss ich zumindest mit meiner Frau nicht mehr streiten. Ihr Ideal sieht anders aus und ist in unserem Garten zu besichtigen, naturnah und ökologisch muss es sein.
Ich muss ja gestehen, dass ich für streng geschnittene formale Hecken ein gewisses Faible habe. Bei den heutigen Gartengestaltern sind sie auch sehr beliebt, wie ein Blick auf viele der Außenanlagen bei den neuen Regierungsgebäuden in Berlin zeigt. Aber Recht hat meine Frau, das ist wirklich was anderes als die Hecke rund ums Grundstück hier bei uns in Falkensee.
Also meine Frau sagt, und mit ihr alle Naturschützer, auf die Grundstücke und in die Gärten bei uns gehören naturnahe, möglichst frei wachsende Hecken aus heimischen Wildgehölzen. Wussten Sie übrigens, dass die naturnahen Hecken, wie sie ihr vorschweben, Lebensraum für 20 Säugetiere und 30 Vogelarten sein können und sich auch Eidechsen und Amphibien gelegentlich dazugesellen. Mit Insekten und Bodentieren sind die Fachleute sogar auf 1200 Lebewesen gekommen als mögliche Benutzer solcher Hecken gekommen. Donnerwetter!
Ich gebe ja zu, und auch meine Frau kann sich dem nicht ganz verschließen, dass Hecken an den Grundstücksgrenzen vor allem als Sichtschutz und zur Verdeckung von „Schandflecken“ auf Nachbars Grundstück gepflanzt werden. Sie sollen uns ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit geben. Deshalb liegt es für viele Menschen offensichtlich nahe, bei ihrer Auswahl nur diesen einen Aspekt zu beachten und zu den pflegeleichten immergrünen Heckenpflanzen zu greifen. Nur sollte man bedenken, dass der Garten im Spätherbst und Winter nur noch selten Aufenthaltsort ist und es kaum noch etwas vor den Augen des Nachbarn zu verbergen gibt. Ganz im Gegenteil, ich finde es interessant, nach dem Laubfall auch einmal in Nachbars Garten schauen zu können.
Unser Grundstück ist recht groß, aber schmal, und deshalb haben wir seitliche Grundstücksgrenzen von jeweils ca. 100 Meter Länge und damit viel Platz für Hecken aller Art. Allerdings haben wir unser Grundstück nicht „jungfräulich“ übernommen, es hatte schon eine über 60 jährige Gartennutzung hinter sich, mit entsprechenden Hinterlassenschaften auch an den Grundstücksgrenzen. Es ist also nicht alles auf unserem Mist gewachsen, was heute zu sehen ist. Auf der einen Seite stehen etwa auf der Hälfte der Länge Haselnusssträucher. Eigentlich müssten sie regelmäßig ausgeholzt werden, damit die jungen Triebe sich entwickeln können und die Sträucher nicht verkahlen und zu hoch werden, vielleicht sollte ich sie sogar mal auf den Stock zurückschneiden, denn sie sind schon sehr hoch. An die Haselnusssträucher schließt sich die reich wachsende naturnahe Hecke auf einer Länge von ca. 20 Metern an. In ihr stehen falscher Jasmin, auch Pfeiffenstrauch genannt, japanische Quitte, Liguster, Forsythie, schwarzer Holunder, Felsenbirne, kleinblättriger Flieder, Eberesche, Mispel, roter Hartriegel und ein Ranunkelstrauch.
Am Beispiel dieser Hecke haben wir das Dilemma aller Heckenpflanzer erlebt. Als wir sie vor 13 Jahren pflanzten sollte sie ja gleich, zumindest aber in naher Zukunft, die Rückansicht von Nachbars Schuppen und seinen Materiallagerplatz verdecken. Meine Frau hat also die Sträucher möglichst eng gesetzt. Nachdem alle so gut angewachsen sind wird es jetzt recht eng für die einzelnen Sträucher und es muss ausgeholzt werden.
An die Hecke schließt sich ein ca. zwei Meter hohes freistehendes Spalier für Kletterpflanzen mit diversen Kletterrosen, verschiedenen Clematissorten und Geißblatt an. Dann, oh Schreck, folgt eine Thujahecke. Die steht da nur, weil meine Frau wieder einmal keine Pflanzen wegwerfen konnte und die bei Übernahme des Grundstückes noch recht jungen Heckenpflanzen dorthin umgesetzt hat, wo sie wenig stören. Die kleine Hecke gibt allerdings, dass sei nicht verschwiegen, auch Sichtschutz für unseren Essplatz, und das auch im Herbst und Winter. Anschließend stehen noch einige Büsche, z.B. ein Flieder und ein Sommerflieder. Ansonsten geht das Staudenbeet bis an die Grundstücksgrenze. Mit seinen z.T. hohen Pflanzen macht es eine Hecke überflüssig.
Auf der anderen Grundstücksseite bestimmen weitere „Heckenvarianten“ den Grenzbereich. Ein Maschendraht ist in diesem Bereich vollständig mit Efeu bewachsen, gefolgt von einem Fliedergebüsch und eine Thujahecke auf dem Nachbargrundstück. Ein langes, ca. 1,80 Meter hohes frei stehendes Weinspalier reiht sich ein und bis zum Wäldchen im hinteren Grundstücksbereich gibt es noch ein Stück mit niedrigen Büschen und einem Steinwall.
Alle Möglichkeiten haben wir damit allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. Vor allem gibt es noch viel mehr heimische Wildgehölze, die für eine naturnahe Hecke geeignet sind. Als niedrige Büsche kommen noch Feld- und Hundsrose, Schwarz- und Weißdorn, Pfaffenhütchen, Kreuzdorn, wolliger Schneeball und Schleedorn in Frage, als hohe Büsche Salweide, Hainbuchen, Schwarz- und Grauerle, Traubenkirsche, Mehlbeere und Feldahorn und als Bäume Stiel- und Traubeneiche, Berg- und Spitzahorn, Winter- und Sommerlinde.
Nun ist mir ja klar, dass eine Hecke nach den Vorstellungen meiner Frau und auch die Haselnusssträucher richtig Platz benötigen, ein Streifen von 1,50 bis 2 Metern sollte schon zur Verfügung stehen. Das heißt aber nicht, dass jemand mit einem kleinen Grundstück gleich zu Scheinzypresse und Thuja greifen muss. Hainbuche zum Beispiel kann als Hecke sehr schmal geschnitten werden, ebenso Liguster und Buchsbaum. Und wer sagt eigentlich, dass man nicht in einer solchen Hecke auch vereinzelt andere größere heimische Wildgehölze pflanzen kann.
Eines ist allerdings bei Hecken an Nachbargrenzen zu beachten. Das Nachbarschaftsrecht gibt Regeln vor, die verhindern sollen, dass die Bepflanzung auf dem eigenen Grundstück das des Nachbarn beeinträchtigt. So ist z.B. in Brandenburg geregelt, dass bei Hecken über zwei Meter regelmäßiger Wuchshöhe für jedes Teil der Anpflanzung ein Drittel seiner Höhe, über dem Erdboden waagrecht und senkrecht zur Grenze gemessen, als Abstand zur Grenze eingehalten werden muss. Unabhängig davon kann man mit dem Nachbarn etwas anderes vereinbaren. Man sollte sich vor dem Pflanzen einer Hecke also immer mit dem Nachbarn verständigen. Oder haben Sie schon einmal eine Grundstücksgrenze gesehen, wo auf jeder Seite im gebotenen Abstand eine Hecke steht mit Niemandsland dazwischen wäre. Das würde doch fatal an die ehemaligen Grenzanlagen erinnern, zumal wenn in der Mitte dann auch noch ein Zaun stünde und die Fläche wegen der erschwerten Zugänglichkeit mit Unkrautvernichtungsmittel sauber gehalten würde.
Beim Rathauspförtner oder beim Grünflächenamt gibt es übrigens eine Broschüre „Auf gute Nachbarschaft“ in der man zum Nachbarschaftsrecht alles nachlesen kann.
Wolfgang Levin, Falkensee