Bericht aus dem Ökogarten
Gartengestaltung
Eigentlich bin ich ja ein richtiger Dahlienfreund. Im elterlichen Schrebergarten meiner Kindheit gab es immer viele Dahlien. Es war eben doch kein reiner Nutzgarten zur Versorgung der Familie. Ich entsinne mich auch noch gut, wie ich in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Herbst mit meiner Mutter die Dahlienschau in der Britzer BUGA besucht habe und uns beiden das Herz überging. Allerdings war das alles eine ganz naive Freude, ich hatte ja keine Ahnung von den Mühen, die mit Dahlien verbunden sind. Die Knollen der Dahlien müssen im Spätherbst aus dem Boden geholt werden und über Winter trocken gelagert werden. Dazu muss man sie genau beschriften, denn den Knollen sieht man weder die Blütenfarbe noch die Größe der späteren Pflanze an. Im Frühjahr nach den letzten Frösten müssen sie dann wieder ausgepflanzt werden. Meiner Frau war das viel zu aufwendig, und so haben wir nach kläglich gescheiterten Versuchen schon lange keine Dahlien mehr im Garten. Na ja, wir hätten wohl welche, wenn ich mich bereit erklärt hätte, die mühsame Prozedur zu übernehmen. Hab ich aber nicht!
Als nun Anfang Oktober wieder der erste Nachtfrost kam, bei uns im Garten zeigte das Thermometer -5° C, und vieles erfror, hörte ich vom Nachbarn, dass die ganze Dahlienpracht auf einen Schlag vergangen war. Hatte also meine Frau wieder einmal Recht behalten bei ihrer Abschätzung von Aufwand und Nutzen. Herbstblumen, und dazu zähle ich die Dahlien, die keinen leichten Nachtfrost vertragen, passen nicht so recht in unsere Gegend, gehört doch der erste Nachtfrost Anfang bis Mitte Oktober zu unserem Landstrich. Oder täusche ich mich und ist er ein Zeichen der globalen Wetteränderung? Eigentlich soll es dabei aber doch wärmer werden, und habe ich selbst nicht in diesem Zusammenhang im Bericht aus dem Ökogarten einmal von der Sorge berichtet, in Zukunft noch im Dezember Rasenmähen zu müssen? Meine Frau neigt ja eher zu der Ansicht, dass sich die Jahreszeiten verschoben haben und wir schon im November oder Dezember seien. Wenn man die Dekoration in den Einkaufscentern sieht, meint man, sie könnte Recht haben.
Also wenn ich daran denke, was im Artikel über den Ökogarten hinter dem Heimatmuseum in der Augustausgabe des Falkenseer Kuriers stand, dann gehören Dahlien sowieso nicht in den Ökogarten. Hieß es doch da: „…..generell geht es im ökologischen Gartenbau um die Wiederherstellung bzw. Bewahrung der natürlichen Kreisläufe… ., heimische Sträucher (und Blumen- erg. durch den Verfasser) erfreuen mit ihrem dekorativen Aussehen… . oft bis in den Winter den Betrachter.“
So gesehen passen die Staudenherbstastern, die schon seit September blühen und das nach dem Nachtfrost noch immer tun, viel besser in unseren Garten als Dahlien. Ich weiß zwar dass es sich dabei im strengen Sinne nicht um einheimische Gewächse handelt. Aber da sie, wie die schlauen Bücher meiner Frau berichten, meist aus Nordamerika stammen, sind sie ein ähnliches Klima gewöhnt. Einzeln sind sie ja mit ihren kleinen Blüten etwas unscheinbar, aber in größeren Büscheln bilden sie im herbstlichen Garten schöne Farbtupfer in weiß, lavendel, violett, rosa und karminrot.
Ich habe natürlich nicht gewusst, dass es eine so große Anzahl unterschiedlicher Herbstastern gibt. Wie die Bücher sagen, unterscheidet man zunächst einmal Rauhblattastern und Glattblattastern, die beide hohe Büsche bilden sowie die niedrigen Kissenastern. Dazu gibt es dann jeweils viele Farbvarianten. Aus
eigener Erfahrung mahne ich allerdings zur Vorsicht beim Kauf von Herbstastern im Supermarkt. Manche, die so schön niedrig sind, entwickeln sich nach dem Auspflanzen im nächsten Jahr schnell zu großen Büschen, sie wurden nur künstlich klein gehalten.
Aus den Gartenbüchern meiner Frau weiß ich nun auch, dass Herbststaudenastern anspruchslos sind, die meisten brauchen zwar guten durchlässigen Boden und viel Sonne, sind sonst aber genügsam und wenn man sie öfter teilt bleiben sie jung.- so einfach ist das also mit der ewigen Jugend. Marie Luise Kräuter weist in ihrem Buch „Der Bio-Garten“ darauf hin, dass glattblättrige Arten vom Mehltau befallen werden, die raublättrigen jedoch ganz unempfindlich und gesund seien. Diese Beobachtung hat meine Frau noch nicht gemacht. Zustimmen können wir beide jedoch der Feststellung, dass die Herbstastern Treffpunkt der Schmetterlinge sind, Selbst jetzt, Mitte Oktober, tauchen bei Sonne immer mal wieder welche auf und auch Hummeln gibt es noch in großer Zahl an den Blüten.
Und, dass man die Pflanzen teilen kann und soll, hat den angenehmen Vorteil, dass man mit Gartenfreunden tauschen und so die Farbpalette ständig erweitern kann. Es gibt wirklich herrliche Farben, nach denen Ausschau zu halten sich lohnt.
Wolfgang Levin